Geschichte


2011

Unter der Leitung von Roger Trottmann hat sich die Musikgesellschaft – trotz der bevorstehenden Fahnenweihe und der 150-Jahr-Jubiläumsfeier am 20. August 2011 – zur Teilnahme am Eidgenössischen Musikfest in St. Gallen, im Juni 2011, entschieden. Das «Eidgenössische» dürfte den Dürrenrother Musikantinnen und Musikanten noch lange in Erinnerung bleiben. Ab Ende 2010 wurde fleissig für die Anschaffung des neuen Banners gesammelt. Höhepunkt des Vereins- und Jubiläumsjahres 2011 ist die Einweihung der neuen Fahne und die Jubiläumsfeier am Samstagabend, 20. August 2011, in der Chipfhalle Dürrenroth. Der Anlass findet gemeinsam mit Vereinsdelegationen, Behördenmitgliedern, Ehrenmitgliedern und Ehrengästen statt und wird umrahmt von den Darbietungen der Wiggertaler Blaskapelle.


2008/2009

Als Übergangslösung, im Dezember 2008, übernahm wieder der Ehrendirigent Bruno Eggimann den Taktstock. Dank seinem Einspringen konnte das Jahreskonzert 2009 wie vorgesehen durchgeführt werden, und auch die weiteren geplanten Tätigkeiten fanden statt. Bruno Eggimann aber war auch in Zuchwil engagiert, und der Aufwand für ihn, regelmässig zu den Proben nach Dürrenroth zu fahren, war gross. Mit viel Erleichterung und Freude wurde am 30. Juli 2009 der talentierte Roger Trottmann zum neuen Dirigenten gewählt. Von Ende Juli 2008 bis Ende März 2009 wurde das Schulhaus Dürrenroth umgebaut. Die MG musste in die Chipfhalle ausweichen. Seit März 2009 kann sie nun ihre Proben im schönen, neuen Musikzimmer des Dorfschulhauses Dürrenroth abhalten.
2009 fand erstmals das Waldfest in der Fraumatt-City statt. Und erstmals war der Anlass nicht mehr wetterabhängig, nachdem dieser in den letzten nahezu 50 Jahren immer wieder verschoben oder abgebrochen werden musste. Sowohl die Durchführung als auch der Erlös in der Fraumatt-City überzeugten – auch 2010und 2011 wurde das traditionelle Waldfest wieder hier durchgeführt. Unvergesslich wird der MG Dürrenroth die Teilnahme am Läset-Sundig vom 27. September 2009 in Erlach bleiben.


2004/2005

Nach einem gelungenen Vorbereitungskonzert in der Dürrenrother Chipfhalle, gemeinsam mit den Musikgesellschaften Eriswil und Ursenbach, fand am 12. Juni 2004 der Kantonale Musiktag in Belp statt, an welchem auch die MG Dürrenroth teilnahm. Für die Dürrenrother wurde der Tag zu einem absoluten «Highlight» im Vereinsleben und endete mit einem 2. Rang bei den Konzertstücken und mit dem 3. Rang bei der Marschmusik. Nur gerade einen Tag später gestaltete das Korps die musikalische Umrahmung anlässlich der Tour-de-Suisse-Startetappe in Dürrenroth.
Nach 16-jähriger Zusammenarbeit verabschiedete sich an der HV im März 2005 Bruno Eggimann von der MG Dürrenroth. Das Zepter übernahm neu Martin Fuhrimann. Gleichzeitig machte sich die Musikgesellschaft Gedanken darüber, wie sie wieder vermehrt Nachwuchs für den Verein gewinnen könnte. Die Mitgliederzahl war in der Zwischenzeit auf 37 gesunken.


um 2000

1998 war die MG Dürrenroth einmal mehr Gastgeberin für den Emmentalischen Musiktag. Nach intensiven Vorbereitungen schien das Gelingen vorerst noch von Petrus abzuhängen. Doch dieser zeigte sich gnädig: Nach einem erfolgreichen Tanzabend im Festzelt fand das Fest am Sonntag, 6. September, bei schönstem Sonnenschein statt. 1999 nahm die MG Dürrenroth am Kantonalen Musikfest in Huttwil teil. 180 Personen fanden sich am 14. November 1999 zum Veteranentag in der Dürrenrother Chipfhalle ein. Die Federführung des würdigen Anlasses lag bei der MG Dürrenroth, welche auch für die musikalische Umrahmung sorgte. Nachdem «Lothar» die Waldhütte im Flühwald zerstört hatte, fiel im Sommer 2000 das traditionelle Waldfest der MG Dürrenroth aus. Mit der Einweihung des umgebauten «Kreuzes» und der Gewerbeausstellung war der Sommer 2001 ein «Festjahr» für Dürrenroth. Bei den festlichen Anlässen wirkte die MG aktiv mit.
Nachdem der Gasthof Schweinbrunnen einige Monate lang geschlossen war, fand das Jahreskonzert 2002 am ersten Konzertabend im gut besetzten Saal des Gasthofs Bären statt, die beiden weiteren Vorstellungen dann traditionsgemäss in der Chipfhalle.

Die Musikgesellschaft Dürrenroth im Frühjahr 1997


Die 90er Jahre

Ende 1992 startete die Haussammlung für die Anschaffung der neuen Uniform. Ende November fand das erfolgreiche Probewochenende im Eriz statt. Für die Teilnehmenden war dieses Lager besonders lehr- und erlebnisreich. Leider konnten aber längst nicht alle Mitglieder teilnehmen; trotzdem wurde aus dem Erizer Probewochenende eine mehrjährige Tradition, bis sie 1996, wegen immer schlechter werdendem Besuch, abgeschafft wurde. Ab da fanden die Probewochenenden wieder im Dorf statt.
Im September 1993 konnte die prächtige, sorgfältig ausgesuchte und ins Detail ausgearbeitete Uniform eingeweiht werden. Noch heute, 18 Jahre später, zeichnet sich die MG Dürrenroth durch ihr schmuckes Auftreten in der immer noch sehr gut erhaltenen Uniform aus.
Im Sommer 1994 wurde die MG Dürrenroth vom Schweizer Fernsehen für die Sendung «Wählet-Si» ausgewählt. Das kurzfristig einberufene Frühschoppenkonzert verlief überaus erfolgreich. Das schöne Wetter und zahlreiche Besuchende trugen zu einer prächtigen Kulisse des Anlasses bei.

Neuuniformierung im Jahr 1993


Die 80er Jahre

1980 wurde das Jahreskonzert der MG im Hinblick auf den Emmentalischen Musiktag im Mai 1981 auf den November vorverschoben. Das Konzert war aber trotz grossem Aufwand nur mässig besucht. Die Vorweihnachtszeit schien für den Anlass nicht besonders gut geeignet.
Der 22., 23. und 24. Mai 1981 stand im Zeichen des Emmentalischen, in Dürrenroth stattfindenden Musiktags. Höhepunkt war das vielfältige Festprogramm am Sonntag mit elf teilnehmenden Musikgesellschaften.
Mitte August 1985 fand die dreitägige Einweihungsfeier des Mehrzweckgebäudes Dürrenroth statt. Die Musikgesellschaft eröffnete dabei den offiziellen Teil des Dorffests am Sonntag, 18. August 1985. Im August 1986 feierte die MG Dürrenroth ihr 125-jähriges Bestehen. Trotz der Jubiläumsfestlichkeiten fand anfangs Mai die zweitägige Reise nach Weiterstadt zu den hessischen Musikkameraden statt. Das Jubläumsfest vom 29. bis 31. August nahm die Mitglieder, aber auch zahlreiche Helfende, tagelang in Anspruch und begann bereits mit dem Aufbau der Festhütte am 22. und 23. August. Am Fest selbst konnten nebst den Musikfreunden aus Weiterstadt auch Musikanten aus dem Tirol, einheimische Vereine und zahlreiche regionale Musikgesellschaften begrüsst werden.
Im Herbst 1989 übernahm Bruno Eggimann den Dirigentenstab der Musikgesellschaft Dürrenroth.

125-jähriges Bestehen der Musikgesellschaft Dürrenroth


Die 70er Jahre

1971, am 17./18. Juli, wurde nach intensiven Vorbereitungen und unter Mitwirkung der Musikgesellschaft Huttwil die neue Vereinsfahne eingeweiht.
1974 wurde Bruno Chapuis zum neuen Dirigenten gewählt, nachdem Alfred Sommer den Dirigentenstab nach fast 25 Jahren hingelegt hatte.Das traditionelle Waldfest im Höchwald zeichnete sich schon vor 40 Jahren durch seine Beliebtheit aus – aber auch dadurch, dass es wegen zahlreicher Gewitter immer wieder verschoben oder abgebrochen werden musste.
1975 fand es erstmals nicht mehr im August, sondern im Juli statt. Offenbar schien das neue Datum beim Publikum beliebt zu sein.
Schon 1976 musste sich die Musikgesellschaft erneut nach einem anderen Dirigenten umsehen – am Emmentalischen Musiktag in Eggiwil, am Sonntag, 16. Mai, stand Bruno Chapuis das letzte Mal vor «seinen» Musikantinnen und Musikanten. Mitte Juni fand dann die erste Probe mit dem neuen musikalischen Leiter Bernhard Steiger statt. 1977 erlebte die MG einen neuen Höhepunkt in ihrem Gesellschaftsleben: Die Geburtstagsfeier von Ernst Ryser führte das ganze Korps zu einer erlebnisreichen, unvergesslichen zweitägigen Reise nach Parpan. Die fröhliche Herbstreise half vielen über den traurigen Hinschied des Mitglieds und einstigen Sekretärs Fritz Sommer hinweg, der im Frühjahr viel zu jung verstorben war.
1978 wurde an einer ausserordentlichen HV das OK für die Instrumentenweihe und das Instrumentenkomitee bestimmt. Im gleichen Jahr halfen erstmals die Jungbläser, das Jahreskonzert anfangs April mitzugestalten.
1979 wurde die Instrumentenweihe Wirklichkeit: Mit einem frohen, dreitägigen Fest anfangs August wurden die insgesamt 25 neuen Instrumente im Wert von 37 500 Franken eingeweiht. Höhepunkt des Festes war der Gala-Abend am Samstag gemeinsam mit der Musikgesellschaft Sumiswald. Innert weniger Jahre war der Aktivmitgliederbestand auf 43 zurückgegangen; dies insbesondere, weil es zahlreichen älteren Mitgliedern nicht mehr möglich war, am Vereinsleben teilzunehmen.

115 Jahre Musikgesellschaft Dürrenroth

Die Musikgesellschaft Dürrenroth im Jahr 1974


Die 60er Jahre

«Saure Wochen, frohe Feste», heisst ein Losungswort der Musikgesellschaft. All die Berichte über Musikantenfahrten innerhalb der Gemeinde und auswärts möchten nun nicht so aufgefasst werden, als sei geräuschvolle Alkoholseligkeit das Ideal des Rother Musikantenvölkleins. Das hiesse ihnen unrecht tun, denn diesen Mannen, die im geschäftigen und aufreibenden Alltag eben auch ihren Mann stellen, ist eine Abwechslung wohl zu gönnen. So wollen wir uns denn an Jubeltagen mit ihnen freuen und ihnen dabei versichern: Wir sind stolz auf unsere Musikgesellschaft! Überaus rege Tätigkeitsprogramme prägten nach den Festivitäten des 100. Geburtstags die 1970er Jahre der MG Dürrenroth.
Zwischen 70- und 80-mal kamen die Mitglieder jährlich zu Übungen oder zu einem Anlass zusammen. Fast jedes Jahr wurde eine Musikreise unternommen. Zu den traditionellen Anlässen wie dem Jahreskonzert und Theater, dem gemütlichen Familienabend, der Mitgestaltung des Ostergottesdienstes in der Kirche sowie dem Waldfest und der 1.-August-Feier kamen Teilnahmen an Musiktagen, an Uniformen- oder Fahnenweihen regionaler Musikgesellschaften und Vereine, die musikalische Gestaltung von Vorträgen im Dorf, Ständchen, Geburtstagsständchen, Empfangen von erfolgreichen Vereinen und vieles mehr. Immer wieder suchte die MG nach einem Mittelweg, die Mitglieder finanziell nicht zu sehr zu belasten und gleichwohl sorgsam mit der Kasse umzugehen. Unter anderem war fast an jeder HV das Bezahlen der Bankettkarten für die Musikfeste ein Diskussionspunkt. 1968 entschied man, dass jedes Mitglied sie selbst bezahlen würde.
1969, für den Musiktag in Burgdorf, sah die Rechnung wie folgt aus: 3 Franken pro Mitglied kamen aus der Musikkasse, 5 Franken bezahlte jedes selbst. Wie schön wäre es, heute noch mit solchen Zahlen operieren zu können! Inzwischen werden für die Bankettkarten gut und gerne 45 Franken pro teilnehmendes Mitglied verlangt!
1969 wurde erstmals der Versuch unternommen, gemeinsam mit dem Wirt des Gasthofs Kreuz einen Silvesterball durchzuführen. Die Bilanz war recht nüchtern: Für die MG endete der Versuch mit einem Defizit. Für den Wirt wohl auch... «Die Tradition» dauerte denn auch nur wenige Jahre.

100 Jahre Musikgesellschaft Dürrenroth


Aus den letzten 50 Jahren

Hauptversammlung in den ersten Monaten des Jahres, Mitwirkung am Oster- oder Auffahrtsgottesdienst, Auffahrtsbummel nach Schmidigen oder dem Oberwald, Waldfest, Konzert- und Theateraufführungen im Winter waren die immer wiederkehrenden Ereignisse, welche über Jahrzehnte hinweg ruhige Vereinsjahre charakterisierten. Doch auch im Ablauf des Gewohnten gab es aussergewöhnliche Ereignisse:

1924 Konzert am Emmentalischen Landesschiessen in Huttwil. Die Gesellschaft, verstärkt durch einige ehemalige Aktive, wird in den Konzertpausen so reichlich bewirtet, dass dieser Tag in die Vereinsgeschichte eingeht als «Emmentalischer Wursttag».
1928 «Jagd» auf neue Passivmitglieder.
1929 Ehr- und Freischiessen in Dürrenroth. Konzerte während drei aufeinanderfolgenden Tagen. Waren die Lippen nun wund vom Blasen oder Trinken?
1931 19. Eidgenössisches Musikfest in Bern. Dunkelster Punkt der ersten 70 Jahre. Eine ernsthafte Krise droht die ganze Gesellschaft auseinanderzusprengen. Eine ausserordentliche Hauptversammlung diskutiert: Soll überhaupt weitermusiziert werden? Der Vorstand, vorab der Direktor Fritz Gerber, geben neuen Auftrieb: Trotzdem!Die Musikgesellschaft Dürrenroth am 19. Eidgenössischen Musikfest in Bern im Jahr 1931.
1934 Als Aufmunterung und Belohnung für fleissigen und pünktlichen Besuch: ein silbernes Löffeli für Erscheinen an 95% der Übungen.
1936 75-Jahr-Jubiläum der Gesellschaft, zugleich 25-Jahr-Direktionsjubiläum von Fritz Gerber.
1938 Die altgewordenen Uniformen sollen ersetzt werden. Eine eigens dazu bestimmte Kommission prüft das Vorgehen, denn es ist immer noch Krisenzeit. 1939 Die Kriegsmobilmachung setzt den Wünschen und Vorsätzen der Gesellschaft vorläufig ein Ende. Unterbrüche hemmen das Vereinsleben.
1940 Einzige öffentliche Auftritte: Bundesfeier und Kirchenkonzert.
1941 Beteiligung an der Fahnenweihe der Musikgesellschaft Wasen. Geschenk: Ein Becher mit Widmung, daraus sich «gäbig›» trinken liess.
1943 Bettag: Musikvorträge im neugestalteten Innenraum der Kirche zugunsten der Renovation.
1944 Der Gesellschaft fällt eine Erbschaft zu von Ernst Fiechter, gew. Butterhändler in Dürrenroth.
1945 Jahresabschluss-Feier: Erstmalig nach siebenjährigem Unterbruch sind wieder alle beisammen.
1946 Das Uniformenkomitee nimmt seine Arbeit wieder auf. Mitwirkung an der Fahnenweihe der Rohrbacher Gesellschaft.
1947 Uniformen- und Instrumenten-Weihe unserer Gesellschaft. Das gut vorbereitete Fest wird durch Regengüsse jäh unterbrochen. Erst am nächsten Sonntag wird die Feier zu Ende geführt.
1948 Uniformen- und Instrumenten-Weihe in Ursenbach.
1949 Fahnenweihe Wyssachen.
1950 50-Jahr-Feier der Musikgesellschaft Rinderbach.
1952 50-Jahr-Feier und Uniformenweihe in Ufhusen.
1953 Fahnenweihe der befreundeten Schützengesellschaft.
1954 Konzert am Jubiläumsschiessen in Dürrenroth.
1957 Fahnenweihe in Madiswil.

Die Musikgesellschaft Dürrenroth am 19. Eidgenössischen Musikfest in Bern im Jahr 1931


ein halbes Jahrhundert

Dem Landesteil- und Kantonalverband gegenüber war Dürrenroth ein schwieriger Klient. Man fand, diese Mitgliedschaft sei eher ein Schaden als ein Nutzen, sodass man im Jahr 1900 beschloss, auszutreten. Im fünfzigsten Jahr seines Bestehens wurde aber das störrische Schäflein doch noch zur Herde zurückgeführt; denn der Kantonal-bernische Musikverband machte die Teilnahme am dritten Kantonalen Musikfest in Langenthal 1911 von der Mitgliedschaft abhängig. Somit fiel das Jubiläum 50 Jahre Verbandsmitgliedschaft zusammen mit der 100-Jahr-Feier. Von dieser Konkurrenz kehrte die Gesellschaft lorbeerbekränzt zurück. Der anfangs 1911 gewählte Dirigent Fritz Gerber hatte mit seinen Getreuen das Vortragsstück, das Finale aus der Oper «Romeo und Julia» von Vaccay, gehörig eingefuchst. Vermutlich ging etwas schief, alle sassen bei der Rangverkündigung betrübt da und waren erstaunt, als plötzlich der Präsident mit einem Kranz für den 9. Rang auftauchte. Begreiflich, dass die Stimmung ins übermütige Gegenteil umschlug!
An einem Oktobersonntag führte die Gesellschaft ihre 50-Jahr-Feier durch. Unter dem Tagespräsidenten und Freund der Gesellschaft, Lehrer Wilhelm Schär, wickelte sich ein würdiges Programm ab. Die befreundeten Vereine beehrten die Jubilarin durch ihre Teilnahme. Fast schien es, als wolle nach 50 Jahren Bestand die Gesellschaft ein Ende mit Schrecken nehmen. Kaum waren an einem Donnerstagabend die Musikanten zusammengekommen und hatten die ersten Takte geblasen, als plötzlich ein heftiges Erdbeben alles durcheinander schüttelte. Rasch wurde zusammengepackt, denn dem vom «Kreuz-Hans» verheissenen Kuttelnfrass wollte jeder noch vor dem Weltuntergang die Ehre antun. Im folgenden Jahr lud Dürrenroth zu einem Treffen der befreundeten Gesellschaften im Oberwald ein. Neun Vereine wetteiferten an diesem strahlenden Sommertag miteinander, und ältere Leute behaupteten, noch nie so viele Leute im Oberwald beisammen gesehen zu haben. Es wurde seither zur Tradition, dass die Gesellschaften des mittleren Emmentals abwechslungsweise zu solchen Musiktagen einluden, und Dürrenroth fehlte nur selten an diesen freundschaftlichen Zusammenkünften:


Anno 1914/1918

Seit langem half die Musikgesellschaft mit, die Bundesfeier auf dem Dorfplatz zu gestalten und zu verschönern. Der 1. August des Jahres 1914 forderte nicht nur schwungvolle, patriotische Reden, sondern den persönlichen Einsatz zur Verteidigung des Vaterlandes von den Schweizer Bürgern: In das Wimmern der Sturmglocken mischte sich der unheimliche Trommelklang des Generalmarsches; denn es war der Tag der Kriegserklärung Deutschlands an Russland. Die jüngeren Mitglieder, vorab die tüchtigen Militärtrompeter, mussten bei einem ersten Aufgebot einrücken, sodass der Verein arg zusammenschrumpfte. In den folgenden Jahren wurden nur zeitweise, oft nach mehrmonatigen Unterbrüchen, wieder Übungen abgehalten. Dafür gestaltete sich die 1.-August-Feier im Friedensjahr zu einer echten Kundgebung der Freude. Die Schuljugend, Hoffnung einer müden und enttäuschten Generation, zog fackeltragend durch das Dorf. Doch nicht genug der Schrecken: Die Grippe-Epidemie, die nach den Kriegsjahren den Todesengel auch durch unsere Häuser gehen liess, zwang nochmals zu Unterbrüchen. Erst im Jahr 1921 war alles überstanden, und die Gesellschaft konnte daran gehen, sich wieder einzurichten auf eine geordnete, fruchtbare Tätigkeit. Sie sammelte sich, ähnlich dem Jahr 1908, unter einem neuen Symbol, dem Banner. Auf weissem Grund trägt es das Gemeinde- und Kantonswappen, umgeben von Apfelblüten; und auf der Rückseite die Leier. Zum Preis von 950 Franken lieferte eine Firma aus Wil SG das neue Wahrzeichen. Patengesellschaft beim feierlichen Einweihungsakt war die Stadtmusik Huttwil. Sie übergab das Fahnentuch mit dem Wunsch, es immer in Ehren zu halten und sich seiner würdig zu erweisen. Der Vertreter des BKMV, Herr Gerber aus Langnau, überraschte an diesem Tag die Gesellschaft mit einem goldenen Lorbeerkranz, eine Anerkennungsgabe des Verbandes. Fahne und Kranz erhielten ihren Standort in einem Schaukasten im «Kreuz». Seither begleitet die Fahne frohgestimmte Musikanten zu auswärtigen Anlässen, aber auch ernste Männer zu dem schwersten aller Gänge: zum letzten Abschied von einem lieben Kameraden am Grab. Jeder weiss, was er seiner Fahne schuldig ist!

Theateraufführung um das Jahr 1915

Die Musikgesellschaft Dürrenroth in ihrer ersten Uniform, aufgenommen vor dem Hubbach-Schulhaus im Jahr 1909


um die Jahrhundertwende

Noch bevor das alte Jahrhundert endete, errangen die Dürrenrother ihren ersten kantonalen Lorbeerkranz. Am Musikfest in Worb 1899 war es, und ausgezogen waren sie auf einem bekränzten Leiterwagen mit vier vorgespannten Dragonerpferden. Das musste ja gut kommen! Vieles was damals unter Musikanten üblich war, ist bis zum heutigen Tag gleich geblieben. Von jeher war am Donnerstag das Dorfschulhaus Treffpunkt, und geübt wurde schon immer im Arbeitsschulzimmer, nur dass die Beleuchtung noch sehr unzulänglich war. Deshalb hiess der Materialverwalter früher «Lampenmeister», weil er abends in der Schulstube oder bei Platzkonzerten die Lampen aufzustellen hatte, Öl nachgoss und auch ab und zu die Gläser putzte. Aber auch eine schlechte Gewohnheit riss schon dazumal ein und zeigte sich auch nach 100 Jahren anhänglich wie eine Klette: Viele Mitglieder fanden es tunlich, erst spät in der Nacht zu den Übungen zu erscheinen, um dann beim gemütlichen zweiten Teil im Stammlokal, im «Kreuz», möglichst lange zu bleiben und noch später in der Nacht wieder heimzukehren. Die jeweiligen Präsidenten mahnten, appellierten und drohten nicht nur, sie führten, als alles nichts nützte, ein hartes Bussensystem ein: Wer den Übungen unentschuldigt fernblieb, hatte 20 Rappen zu entrichten, wer zu spät kam 10 Rappen, punktum! Besonders häufig waren in diesen Jahren die sogenannten Musikunterhaltungen in den Wirtshäusern des Dorfes, in Schweinbrunnen, sogar in Weier. In einer Zeit ohne Radio und Fernsehen war das eine geschätzte Abwechslung und ein musikalischer Genuss. Die Hausväter mit ihren Familien strömten in Scharen herbei und waren dankbar für die vorgetragenen flotten Märsche und Potpourris. Auch die Wirte hatten ihre Freude, nicht nur am musikalischen Teil, und hielten die Bläser gastfrei. Später, als alles anspruchsvoller wurde, spendeten sie lieber einen vorher abgemachten Betrag in den Vereinssäckel, als ein allzu grosses Risiko einzugehen.

Das denkwürdige Jahr 1908
Dieses Jahr ging als Marchstein und \Vendepunkt in die Vereinsgeschichte ein. Aber auch für die übrige Gemeinde war es von Bedeutung. Hatte bis jetzt unsere Gegend als eher abgelegen gegolten, so sollte noch in diesem Jahr der Anschluss an das Verkehrsnetz erfolgen. Bei der feierlichen und wichtigen Eröffnung der RSHB, der Ramsei – Sumiswald – Huttwil-Bahn, wollten die Musikanten besonders würdig auftreten: in Uniform! Deshalb erschien an einem Übungsabend Herr E. Dick-Wegmüller aus Bern und empfahl sich für die Anfertigung. Für 75 Franken wollte er jeden Musikanten ausstaffieren mit Veston, Hose, Mütze, Trompeterkordel und Büchertasche. 75 Franken waren damals eine Menge Geld; manches Mitglied mag überlegt haben, ob es sich das leisten könne; und so wurde zur Lösung gegriffen, namhafte Dürrenrother in Heimat und Fremde um Beiträge anzugehen. Mit Erfolg, sogar aus Cannes kam eine Geldsendung von 50 Franken von einem J. A. Schär. Als dann am 30. Mai das geschmückte Dampfross fauchend und stampfend mit dem Festzug in die kleine Station einfuhr, da war es soweit: Umschwärmt von Ehrendamen und Schülerschar schmetterten die Musikanten dem Züglein ein freudiges Willkommen entgegen. In ihren dunklen, gutsitzenden Uniformen präsentierten sie sehr gut, und gar manchem mag das Herz vor Stolz stärker geklopft haben als gewöhnlich. Noch an zwei andern Festen sollten sie in diesem Jahr vor eine weitere Öffentlichkeit treten. Durch die neue Uniform irgendwie salonfähig geworden, wurden sie eingeladen, am Emmentalischen Schützenfest in Sumiswald zu konzertieren. Es war gerade Solennitäts-Montag und nachmittags keine Konzertvorträge angesagt, sodass die meisten einen kleinen Abstecher nach Burgdorf gar nicht so abwegig fanden. Abends hatten sie insgesamt 22 Stücke gespielt. DenAbschluss dieser rauschenden Feste bildete die Trinkhorneinweihung der befreundeten Hornusser. Jeder wollte dieses Zusammensein noch so richtig auskosten, und der Tag wurde erst mit dem traditionellen «Pintenkehr» beschlossen, also schon damals! Nicht wenige sollen dabei etwas zu tief ins Trinkhorn geschaut haben! Dieses Jahr war für den Verein besonders fruchtbar. Die vielseitigen Auftritte forderten gründliche Vorbereitung, und 63 Zusammenkünfte im Jahr sind für diese Zeit eine überaus hohe Zahl. Zudem war das Ansehen der Gesellschaft bei der Bevölkerung gestiegen. Das Bestreben, unter straffer Führung gemeinsam ein Ziel zu erreichen, kam nun durch das einheitliche Kleid augenfällig zum Ausdruck.

Musikgesellschaft Dürrenroth anno 1905


Gründerjahre

Sicher wurde in Dürrenroth schon vor der Gründung der Musikgesellschaft Blasmusik gespielt. Bis zum Jahr 1834 war es Aufgabe einer Bläsergruppe, den gottesdienstlichen Gesang in der Kirche zu begleiten, nachher versah die neue Orgel diesen Dienst. Vor der Reformation besassen bloss Stadt- und Klosterkirchen Orgeln; die meist nicht eben begüterten ländlichen Kirchgemeinden hätten sich diese hohen Ausgaben für ein solches Instrument nicht leisten können. Überhaupt sah der reformierte Glaube in den Orgeln einen abzulehnenden Luxus, und daher wurde in den Kirchen etwa ein bis zwei Jahrhunderte lang ohne jegliche Begleitung gesungen. Im 17. Jahrhundert bürgerten sich bei uns nach und nach die Bläserquartette ein: je ein Instrument für den Sopran, den Alt, den Tenor und den Bass. Melodiestimme war nach damaligem Brauch der Tenor, ihn führte die Zugposaune. Als Leiter der Frauenstimmen Sopran und Alt diente die Oboe und der Zinken, den Bass übernahm meist ein Fagott. Mit dem Einbau einer Orgel legten also die Zinkenisten und Posaunisten ihr Amt nieder. Der Zinken, ein konisches, gerades Horn aus Holz oder Elfenbein mit sechs Grifflöchern, wanderte ins Museum, während die Posaune sich für immer durchsetzen konnte. Trotzdem verstummten die Blechinstrumente damals nicht, aber erst im Jahr 1861 taten sich sieben oder mehr musikfreudige Dürrenrother zusammen und gründeten einen richtigen Verein. Es waren zumeist Angehörige von alteingesessenen Dürrenrother Geschlechtern: Kämpfer Fritz, Dorf, Käser Andreas, Fuchsloch, Russer Jakob, Dorf, Riser Jakob Andr., Rothberg, Sommer Hannes, Müslen, Sommer Andreas, Müslen, und Schütz Friedrich, Hälfligen. Die erste Anleitung im Musizieren gab ihnen Lehrer Mosimann von der Schonegg.
Den begabten und mutigen Gründern sei an dieser Stelle ein Kränzlein gewunden. Ohne grosse Begeisterung und Eifer hätten sie wohl kaum den weiten Weg auf die Schonegg so oft unter die Füsse genommen, um sich dort ausbilden zu lassen. Dass es aber trotzdem eine geruhsame Zeit war, zeigt folgendes Müsterli: Jakob Russer, Schneider im Dorf, war ein leidenschaftlicher Tubäkler. Bei der Arbeit konnte er es nicht lassen, und erst recht nicht unterwegs. Im Groppenmoos begann er Feuer zu schlagen für seine Pfeife, mit Stein und Schwamm natürlich, aber erst im Horn oben gelang das Werk. «Scho züntet!» meinte Jakob Russer mutz. – Ab und zu wurde Lehrer Mosimann mit einem Fuhrwerk auch abgeholt im Weier, denn das Hubbachsträsslein bestand damals noch nicht. Nachdem unter kundiger Leitung die ersten Gehversuche im Zusammenspielen und Auftreten gemacht waren, ergriff der schon genannte Johannes Sommer von der Müslen den Taktstock und führte die kleine Gesellschaft durch die Klippen der ersten Jahre. Vermutlich stieg ihm die Ehre und Verantwortung dieses hohen Amtes mit der Zeit über den Kopf, sodass Vertreter von höher gelegenen Gebieten dran glauben mussten. Es amtierten nacheinander zwei Bewohner des «Chrisviertels» als Dirigenten, erst der weitherum bekannte Christian Riser vom Waldhaus. Dieser schwang den Stock nicht nur in Zivil, sondern auch oft als Trompeter-Korporal des 39er-Bataillonsspieles. Gottlieb Bärtschi vom Horn war der zweite Mann. Der Grund westlich des Dorfes, Müslen und Pfaffengraben, scheint guter Boden zu sein für Musikanten- und Dirigentennachwuchs, denn gegen Ende des Jahrhunderts wurde Fritz Sommer, Pfaffengraben, Nachfolger und Erbe der Chrisviertel- Mannen. Die Besten der Gesellschaft bildeten zusammen eine weitherum bekannte Tanzmusikkapelle. Am Bärzelistag oder Maisonntag spielten sie in hiesigen Wirtshäusern zum Tanz auf, aber an Markttagen wurden sie auch nach Huttwil oder Sumiswald und sogar nach Langnau gerufen. Viel mehr ist über die ersten 40 Jahre nicht aufzutreiben. Die vorhandenen Protokolle setzen erst mit dem Jahr 1898 ein. Was vorher aufgeschrieben wurde – viel und zusammenhängend mag es nicht sein – ging wahrscheinlich bei einer Sekretär-Züglete verloren oder vermoderte in einem Archiv. Vielleicht kommt es noch zum Vorschein, um das Dunkel der frühesten Vereinsgeschichte zu erhellen.

Die Musikgesellschaft Dürrenroth ums Jahr 1895

Erste Aufnahme der Gesellschaft:

Unter den zehn Mitgliedern die Gründer